Runder Tisch traf sich zum Thema "Angebote für Kinder psychisch kranker / suchtkranker Eltern"
Jenaer Akteure diskutierten am 14.02.18 über die aktuelle Versorgung und Bedarfe der vergessenen Kinder.
Jenaer Akteure diskutierten am 14.02.18 über die aktuelle Versorgung und Bedarfe der vergessenen Kinder.
Schätzungen gehen davon aus, dass ca. jedes 6. Kind betroffen ist - in Jena wären es damit etwa 2.800 Kinder. Die Eltern können durch die Erkrankung in ihrer Rolle eingeschränkt sein, z. B. weniger in der Lage sein, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen.
Dazu kommen auch häufiger psychosoziale Belastungen wie Armut oder unzureichende Wohnverhältnisse und Diskriminierung. Die Kinder selbst leiden am meisten darunter, dass sie die Probleme der Eltern nicht richtig einordnen können und dass sie das - oft berechtigte - Gefühl haben, dass sie darüber auch nicht sprechen sollen. Für Kinder psychisch kranker Eltern besteht daher ein erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln.
Die Resonanz der Veranstaltung, die gemeinsam durch den Fachdienst Gesundheit und den Fachdienst Jugend und Bildung im Rahmen der COA-Aktionswoche "Kinder aus Suchtfamilien" organisiert wurde, war groß, so dass wir uns in einer fachlich breit aufgestellten Gruppe dem Thema nähern konnten.
Zu Beginn gab es einen kurzen fachlichen Input und anschließend zwei konkrete Projektvorstellungen. Die eingeladenen Erfurter Seelensteine und das Projekt Jonathan sind bereits seit mehreren Jahren etablierte Angebote für Kinder psychisch kranker bzw. suchtkranker Eltern.
Kern ist jeweils ein psychoedukatives Gruppenangebot, in dem die Kinder über ihre Situation ins Gespräch kommen können und auch Informationen zu den Erkrankungen der Eltern erhalten. Danach präsentierte die Suchtberatungsstelle der Suchthilfe in Thüringen ihr Konzept für ein geplantes Gruppenangebot.
Mit diesen Anregungen ging es in die kleinen Diskussionsrunden. Besprochen wurde hier, wie betroffene Kinder unterstützt werden können und welche Angebote und Kooperationsstrukturen es in Jena bereits gibt, sowie welche konkreten Projekte wir uns für die Stadt Jena wünschen und welche Voraussetzungen hierfür benötigt werden.
Anschließend wurde gemeinsam am Runden Tisch diskutiert.
Schnell war zu sehen, dass in Jena zwar bereits gute Hilfestrukturen vorhanden sind, die betroffene Kinder und Familien unterstützen können, aber den Akteuren eine aktuelle, unkompliziert abrufbare Übersicht über das komplette Angebot fehlt. So könnte noch besser in die im Einzelfall passendeste Hilfe vermittelt werden. Die Thematik der vergessenen Kinder sollte auch stärker und professionsübergreifend in den bereits vorhandenen Netzwerken diskutiert werden.
Den Ansprechpartnern der betroffenen Kinder und Familien in Beratungsstellen und Schulen, sowie in Einrichtungen der Jugendarbeit und Jugendhilfe müssen auch thematische Weiterbildungsangebote zur Verfügung gestellt werden. So können sie zu den Problemen der Familien sensibilisieren und die Betroffenen besser zur Inanspruchnahme von Hilfen motivieren.
Außerdem wäre für Jena ein spezifisches Gruppenangebot für betroffene Kinder wünschenswert. Hierdurch können besondere präventive Effekte erreicht werden, die Kinder davor schützen, selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Die Empfehlungen aus der Runde gingen dabei in Richtung eines niederschwelligen, regelmäßig stattfindenden Projektes - möglichst ohne besondere Zugangsvoraussetzungen und mit gesicherter Finanzierung. Die Erfahrungen aus vergangenen Projekten haben allerdings gezeigt, dass es äußerst schwierig ist, die betroffenen Kinder zu erreichen.
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Teilnehmern für die wertvollen Anregungen bedanken, und natürlich auch bei den Kolleginnen, die diese Veranstaltung mit organisiert haben. Das Präventionszentrum Büro Impuls wird uns im Prozess zur Verbesserung der Situation von Kindern psychisch kranker / suchtkranker Eltern begleiten. Die Ergebnisse des Runden Tisches sollen aufgearbeitet und dann den Entscheidungsträgern in der Stadt vorgelegt werden.
Präsentation des Projektes für Kinder psychisch kranker Eltern
Präsentation des Projektes für Kinder aus suchtbelasteten Familien